»Brauchtum verbindet« unter diesem Motto haben die Stadtkarnevalisten Gescher die Idee entwickelt, den – in Gescher seit jeher als „Spinne" bekannten – Kreisverkehr in einen vereinsübergreifenden Wegweiser zu verwandeln. Dabei wurden Vereine ausgewählt, die für Geschers Brauchtumspflege wichtig und hier tief verwurzelt sind. Deren Aktivitäten werden durch symbolische Figuren repräsentiert, die einen Bezug zu der jeweiligen Straßen haben, auf die sie jeweils „zulaufen".
Die Schützen, welche in Gescher mit mehreren Vereinen fest verwurzelt sind, marschieren in Richtung Riete, zur Schützenstange der St. Pankratius-Schützengilde.
Die Musikanten, ohne die kein Fest möglich ist, haben mit dem Musikzug ihr Quartier „Swinging Pool" am Borkener Damm.
Der Prinz, Sinnbild des Gescheraner Karnevals, weist den Weg über die Franz-Josef-Straße zur Karnevalshalle an der Rauschenburg.
Der „Kiepenkerl", als Symbol der wandernden Händler und heute Erkennungsmerkmal des Heimatvereins, weist den Weg über die Lindenstraße zum Museumshof „Auf dem Braem".
Für alle Nachbarschaften in Gescher weist der Apfel mit Kindern über die Hofstraße in Richtung Rathaus. Das Symbol steht für den jahrhundertealten Brauch „Äppelken Popäppelken", einen sog. Heischegang, den es nur in Gescher gibt.
Am 29. September, dem Michaelistag, ziehen in allen Nachbarschaften der Glockenstadt die Kinder von Haus zu Haus, um dieser uralten Tradition zu folgen. Wenn den Kindern auch oftmals der plattdeutsche Text nicht mehr geläufig ist, so wird dennoch laut und kräftig gesungen. Die einfache Melodie lernt jeder schnell und vergisst sie nie!
Als Dank für den Gesang in der Dämmerung werden von den Hausbewohnern Süßigkeiten und auch immer noch Äpfel verteilt.
Nachfolgend der plattdeutsche Text zum Mitsingen:
Äppelken-popäppelken!
van de Aodam, een Broadern,
oh Sinte Micheel,
dräih mien Wehl,
Vader oder Moder do mie 'n
Äppelken-popäppelken ...
Übersetzung:
Äpfelchen, ein buntes Äpfelchen!
von Adam einen Bratapfel
oh Sankt Michael
dreh mein Spinnrad
Vater oder Mutter gebt ein
Äpfelchen, ein buntes Äpfelchen ...
Das Lied wird so lange wiederholt, bis die Tür
sich endlich öffnet. Dann werden die Beutel und
Taschen mit Äpfeln und Süßigkeiten gefüllt und die Kinder ziehen zum nächsten Haus.
Bleibt das Haus verschlossen, singen alle lautstark:
Datt Hus, datt steht upp eenen Pinn,
doar wonnt nen ollen Wiesen in!
Übersetzung:
Das Haus steht nur auf einem Pfahl,
da wohnt ein alter Geizhals drin.
(Mit „Adam" war wohl ein Dorfbewohner gemeint.)
Zur Erinnerung an das langjährige Karnevalstreiben in unserer Stadt und aus Anlass des Jubiläum 75 Jahre Karnevalsumzüge in Gescher kam es zur Aufstellung einer Granitstele, die alle bisherigen Bronzeorden der Stadtkarnevalisten aus Gescher trägt.
Jährlich zum 11.11. wird die Ordensstele um den jeweiligen Sessionsorden ergänzt und gibt damit der närrischen Bevölkerung von Gescher sowie Besuchern aus nah und fern einen Überblick über die vielseitigen karnevalistischen Themen der letzten Jahre, an die man sich an dieser Stelle erinnern kann.
Der Standort der Stele ist ein kleiner Platz gegenüber des alten Rathauses. An dieser Stelle wurde nach dem Karnevalsumzug in den Jahren 1950 bis 1989 der Schlüssel der Stadt an den neuen Prinzen überreicht. An dieser Stelle wurde so manche unvergessene Prinzenrede gehalten. Hier wird bis heute noch am Samstag vor dem Umzug der Stadtbacchus, mit dem kultigen Bacchusumzug, zum Rathausplatz befördert.
Die Einmaligkeit der Glocke als Symbol für unsere Stadt ließ schon in früheren Jahren den Gedanken aufkommen, die Gäste unserer Stadt mit einer Glocke zu begrüßen. Lange gingen die Diskussionen hin und her. Allerdingsohne greifbares Ergebnis. Erst durch den tatkräftigen Einsatz von Karnevalisten und Nachbarschaftsvertretern konnte diese Idee umgesetzt werden. Fündig wurde man im Glockenmuseum unserer Stadt, das eine ansprechende, große Glocke dafür zur Verfügung stellen konnte.
Die Stadtkarnevalisten und Vertreter der Nachbarschaften mit ihrem Oberpräsidenten Werner Bönning setzten die Idee dann in die Tat um und gestalteten den Kreisverkehr an der Bahnhofstraße neu. Genehmigungen waren einzuholen, Fundamente zum gießen, Befestigungen herzustellen und gärtnerisch das Areal zu bepflanzen.
Am 10.11.2007 setzte ein Kran die Glocke an seinen neuen Standplatz. Mit Musik und unter großer Beteiligung vieler Abordnungen der Nachbarschaften konnten Werner Bönning als Oberpräsident und Hubert Effkemann, als Präsident der Stadtgemeinschaft der Karnevalisten dieses neue Wahrzeichen der Öffentlichkeit übergeben, was sich inzwischen bei Einheimischen und Gästen der Stadt großer Beliebtheit erfreut.
Wer aus Richtung Süden in unsere Stadt einfährt, wird sehr deutlich auf diese Besonderheit unserer Stadt hingewiesen.
Die Bronzeplastik „Wurstaufholer" erinnert an die frühen Anfänge des Karnevals in Gescher aus dem später die Karnevalszüge hervorgingen. Ihre Enthüllung war der erste Höhepunkt der närrischen Session 1995/96. Hunderte waren beim feierlichen Akt am 11.11.1995 dabei. An sehr exponierter Stelle in der zentralen Innenstadt ist diese Bronzeplastik aufgestellt worden.
Gleich in der ersten Woche verschwand eine der Würste von der Schneese. Aber welcher Gescheraner will so eine Trophäe im Partykeller haben? Jeder kennt doch das Kunstwerk und weiß um die dann unrechte Tat. Die Beliebtheit und Akzeptanz der Figurengruppe in der Bevölkerung lässt so manchen Bürger einen wachen Blick auf die Wurstaufholer haben.
Die Skulptur ist seit Jahren auch der Treffpunkt für Touristengruppen beim Gang durch die Glockenstadt. Die Initiative für dieses Kunstwerk ging von 2 Ex-Prinzen, Franz Horst und Willi Korf aus. Sie begeisterten nicht nur ihre Kollegen sondern auch die Nachbarschaften der Stadt. In einer einzigartigen Aktion sammelten die beiden bei der gesamten Bevölkerung und den Gewerbetreibenden das Geld für das Kunstwerk.
Aus Anlass des 200-jährigen Bestehens des Gescheraner Nachbarschaftsleben initiierte die Stadtgemeinschaft der Karnevalisten diese Ausstellung.
Das älteste, erhaltene Protokollbuch einer Nachbarschaft ist das aus dem „Gantenhook" und reicht jetzt 210 Jahre zurück. Schon in Vorbereitung auf das Jubiläum trugen Aktive alles Wissenswertes aus dem Nachbarschaftsleben und natürlich über den Gescheraner Karneval zu einer Ausstellung zusammen. Die unterschiedlichsten Gebräuche in den Nachbarschaften wurden festgehalten und in Bildern und Exponaten dargestellt.
Der Gästebitter mit seiner gereimten Einladung, die er den Gästen einer Hochzeit überbrachte. Das Wöarmen oder Fuer anböden mit dem eine neue Nachbarin von den Nachbarn in ihren Kreis aufgenommen wird. Hilfe bei Brand, Not und Tod waren genauso zu sehen, wie verschiedenste Protokollbücher. Ebenfalls wurde auf ehrenamtliche Aufgaben im Rahmen des Nachbarschaftslebens und sonstige Aktivitäten in den Nachbarschaften eingegangen.
Alles rund um den Karneval mit Umzug, Prinz, Garde, Wagenbau und Bütt war im Museum greifbar. Die verschiedenen Orden, gegossen aus Bronze, unterschiedlichste Kostüme der Prinzen und der Garden wurden präsentiert. Modelle und Skizzen von Wagenentwürfen mit Fotos der Ausführung, wie sie später im Zug gelaufen waren, standen ebenso wie die Prinzenglocke und ein über 8 Meter langer Drache im Museum.
Die Figur des Weingottes Bacchus, die an den Karnevalstagen im Rathaus aufgestellt wird, hatte zentral im Museum in einer Pferdekutsche seinen Platz. Weitere Figuren trugen die verschiedenen Prinzenkostüme und Gardeuniformen.
Auch der Vereinskarneval mit den eigenen Orden, der Jugendkarneval der 70iger Jahre wie auch interessante Einladungen und Orden befreundeter Kooperationen wurden präsentiert. Von Hugo Önning, ein Vereinsmitglied und Hobbyfilmer, der viele Jahre das Karnevalsgeschehen durch die Linse seiner Kamera beobachtete, waren viele Filmsequenzen über Umzüge und Büttabende zur Verfügung gestellt worden.